Rezension zu „Was niemand von uns weiß“ von Sarina Bowen
Es handelt sich laut LYX zwar um Band 3 der Burlington-University-Reihe, doch die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen.
Inhalt
Die Geschichte beginnt mit Rodericks Rückkehr nach Colbury. Nach der Highschool wollte er die Kleinstadt und seine Familie, die seine Homosexualität ablehnt, eigentlich hinter sich lassen. Doch nach einer unschönen Trennung von seinem Freund, der ihn aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hat, bleibt ihm nicht anderes übrig. Weil er nicht weiter in seinem Auto schlafen möchte, braucht er so schnell wie möglich einem Job und als er das Busy Bean betritt, könnte es gar nicht besser laufen. Als gelernter Bäcker kann er direkt in Vollzeit anfangen. Es könnte nicht besser laufen - bis plötzlich ein bekanntes Gesicht aus seiner Vergangenheit durch die Tür tritt.
Kieran hat ein Geheimnis, das niemand kennt - niemand außer seinem alten Mitschüler Roderick. Dass Kieran sich zu Männern hingezogen fühlt, weiß er schon seit seiner Highschool, doch seit Outing hatte er noch nicht. Eigentlich möchte er Roderick aus dem Weg gehen, doch er braucht seinen Job im Busy Bean, damit er endlich bei seinen Eltern ausziehen und Design an der Burlington University studieren kann. Und als er herausfindet, dass Roderick in seinem Auto schlafen muss, bietet er ihm ein freies Zimmer in seiner neuen Wohnung an und schon bald kommen die beiden einander näher…
Meine Meinung
„Was niemand von uns weiß“ ist mein erstes Buch von Sarina Bowen. Als ich das Buch als Rezensionsexemplar angefragt habe, hatte ich nicht ganz auf dem Schirm, dass es sich um den dritten Band einer Reihe handelt, viel mehr hat mich der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht habe. Später wurde mir von anderen Bloggern zum Glück erklärt, dass man diesen Band unabhängig von den anderen lesen kann und es im englischen eigentlich sogar Teil der „True North“-Reihe wäre.
Die erste Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch gelesen, weil es mir so gut gefallen hat. Das Setting war schön heimelig, die Charaktere und Nebencharaktere sehr sympathisch und sie haben mich sehr neugierig auf die anderen Bänder der Reihe rund um Colbury gemacht.
Roderick ist ein lebensfroher Charakter und das obwohl seine Familie und sein Ex-Freund es nicht leicht gemacht haben, immer das Positive zu sehen. Eigentlich wollte er sich nie wieder auf eine Beziehung mit einem noch nicht geouteten Mann einlassen, doch als er Kieran wieder trifft, geht er ihm nicht mehr aus dem Kopf. Kieran ist so ziemlich das Gegenstück zu Roderick. Wo dieser aufgeweckt und offen ist, ist Kieran verschlossen und zurückhaltend. Es fiel mir manchmal schwer ihn einzuschätzen, aber die verschiedenen Charaktereigenschaft zwischen den beiden sorgten für eine interessante Dynamik in ihrer Beziehung.
Von den Nebencharakteren habe ich besonders Zara und Audrey, die Inhaberinnen des Busy Beans, schnell ins Herz geschlossen. Um Audrey und Keirans Cousin Griffin geht es in Band 1 der „True North“-Reihe und ich habe mir vorgenommen, dieses Buch auch bald zu lesen, zumal es schon lange auf meiner Leseliste steht.
Die Spannung zwischen Roderick und Kieran war von Anfang an spürbar. Zunächst werden sie Freunde, während Roderick Kieran das Kochen und Backen beibringt, aber recht schnell wird mehr daraus. Was mich nach einer Weile jedoch ein wenig gestört hat, waren die vielen expliziten Szenen, die einfach ab einem gewissen Punkt kaum mehr zu der Geschichte und der Charakterentwicklung beigetragen haben. Zwischen den Charakteren stand zwar noch immer, dass Kieran sich geoutet hat, aber mir hat da ein wenig die Tiefe gefehlt. Ja, Kieran wollte sich lange erst nicht outen, aber der Grund dafür … er hat eigentlich nichts mit seiner Homosexualität zu tun und da Kieran ein recht verschlossener Charakter ist, fiel es mir schwer einen Einblick in seine Gedanken zu bekommen - und das obwohl die Kapitel abwechselnd aus Rodericks und seiner Perspektive erzählt werden.
In der zweiten Hälfte der Geschichte hat mir dann leider auch die Charakterentwicklung seitens der Charaktere gefehlt. Das Tempo, in der sich ihre Beziehung entwickelte nahm an Fahrt auf und gleichzeitig war diese Verbindung für mich dann doch nicht mehr so greifbar.
Einer meiner Kritikpunkte ist wie bereits erwähnt die Outing-Thematik. Zusätzlich bekam ich manchmal das Gefühl, dass sich dieser Liebesromann über zwei homosexuelle Männer an ein überwiegend heterosexuelles weibliches Publikum gerichtet hat. Ja, die Beziehung zwischen den beiden wirkte heiß, aber alle inneren Konflikte blieben oberflächlich.
Es gab so einige Handlungsstränge, wie Kierans Pläne zu studieren, Rodericks Exfreund, die Familien - insbesondere die Väter - der beiden, Drama an Kierans zweitem Arbeitsplatz, … es war mir einfach alles ein wenig viel, was sich dann zum Ende der Geschichte auch noch zugespitzt hat. Ich glaube, dass die Geschichte sehr viel Potenzial hatte, welches leider durch zu viel Dramatik nicht voll genutzt wurde.
Was mich außerdem ein wenig irritiert hat, ist der Reihentitel „Burlington University“ unter welchem LYX die Bücher vermarktet, denn in diesem Band der Reihe wurde die Uni lediglich einige wenige Male erwähnt und ist auch kein Schauplatz des Buches. Dass Kieran dort studieren möchte, vergaß ich beim Lesen häufiger, weil es so nebensächlich behandelt wurde.
Fazit
Leider konnte mich das Buch nicht so ganz von sich überzeugen. Die erste Hälfte mochte ich noch sehr gerne und auch die Charaktere waren mir sympathisch, doch die zweite Hälfte war mir zu überladen und es gab kaum eine Charakterentwicklung. Insgesamt bin ich also zwiegespalten, was die Geschichte angeht. Dennoch möchte ich den anderen Büchern von Sarina Bowen noch eine Chance geben.
Bewertung
3/5☆
Ich möchte mich zuletzt noch einmal herzlich beim LYX Verlag und der Bloggerjury für das Rezensionsexemplar bedanken.♥
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