Rezension zu "The Night Ends With Fire" von K. X Song

Inhalt (Klappentext)

Die drei Königreiche befinden sich in einem erbarmungslosen Krieg. Für Meilin die Chance, einer Zwangsehe zu entgehen. Als Junge verkleidet, kämpft sie fortan in der Armee. Ihr Ehrgeiz auf dem Schlachtfeld wird bald von Liu entdeckt, dem Prinzen der Armee, der sie persönlich trainiert. Meilin aber verbirgt nicht nur ihre Identität vor Liu, sondern auch ihre magischen Kräfte. Denn sie hat Zugang zu der verbotenen Magie eines Drachengeists. Ein Wesen, das ihr unendliche Macht verspricht – jedoch zu einem tödlichen Preis. Als nichts weniger als das Schicksal der drei Königreiche auf dem Spiel steht, muss Meilin sich entscheiden: Soll sie Liu vertrauen, der ihre Liebe und Gefolgschaft weckt? Oder dem undurchschaubaren Drachengeist? Oder einem verfeindeten Prinzen, der ihre Loyalität, ihr Königreich und ihr Herz auf die Probe stellt?

Meine Meinung

Ich habe mit meiner Bewertung ein wenig gehapert, da ich beim Lesen und aufgrund der Kategorisierung des Fischer Sauerländer Verlags davon ausgegangen bin, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Teils wird es im Original dagegen wohl als Fantasy für Erwachsene eingestuft. Meine Bewertung erfolgt jedoch vor dem Hintergrund der Annahme, es sei ein Jugendbuch.

"The Night Ends With Fire" ist an die chinesische Legende der Hua Mulan angelehnt – vielen, wie auch mir, wohl bekannt aus der gleichnamigen Disney-Adaption. Die Autorin führt im Nachwort des Buches ihre Beweggründe für die Geschichte aus und ich würde sogar empfehlen, dass Nachwort – natürlich spoilerfrei – zu Beginn zu lesen. Ich bin überzeugt, dass es die Botschaften der Geschichte beim Lesen noch verschärft. Eines vorab: Ich liebe den feministischen Twist, den die Autorin der Legende verliehen hat. 

Wir begleiten die Protagonistin Hai Meilin, die sich entscheidet aus ihrem Elternhaus vor ihrem gewalttätigen Vater zu fliehen und einer Zwangsehe ihrem ebenfalls gewalttätigen Zukünftigen zu fliehen. Ihr Weg führt sie als Mann verkleidet und unter falschem Namen in die Armee, denn sie weiß, dass sie als alleinstehende Frau keine Zukunft in der Gesellschaft hat. Lieber stirbt sie im Krieg in Freiheit als ein Dasein als Ehefrau in einem Käfig zu fristen.
Ich mochte sie auf Anhieb gerne. Meilin ist sich bewusst, dass sie als Frau weder ernst genommen wird noch irgendwelche Rechte hat und doch ist sie nicht bereit, sich den patriarchalen Strukturen zu beugen. Sie ist fest entschlossen, sich einen Namen in der Armee, wenn nicht gar im ganzen Königreich zu machen. Dabei fällt ihr nicht alles von selbst zu. Meilin nutzt jede freie Minute ihres Tages um zu trainieren und endlich als Konkurrenz und ebenbürtig gesehen zu werden. 
Bei ihren nächtlichen Trainingseinheiten freundet sie sich zunehmend mit Prinz Liu Tiantang an – Kommandant der Armee und Sohn des Kriegsführers. Zu ihrem Glück erkennt er nicht, dass es sich bei ihr um das Mädchen handelt, dem er in der Vergangenheit begegnet ist. 

Im Laufe des Buches strebt Meilin immer mehr nach Anerkennung und auch Macht, was in meinen Augen sehr gut als Charakterentwicklung zu Handlung passte. Was mich jedoch ein wenig störte, waren die sehr brutalen Handlungen, die mich kalt gelassen haben. Mir hat sowohl der innere Konflikt Meilins gefehlt als auch der Schockfaktor. Stattdessen wurde alles kurz als schrecklich zur Kenntnis genommen und dann mit einem Schulterzucken abgetan. Für mich waren das Momente, die mich aus der Geschichte herausgerissen haben. 
Ich hätte mir außerdem gewünscht, dass die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren noch ein wenig tiefer gehen würden. Dafür, dass die Loyalität zu Prinz Liu und umgekehrt so stark war, war die Beziehung für mich nicht greifbar genug.

Das Tempo der Handlung war ein Wechsel zwischen schnell und langsam, was mich aber nicht unbedingt gestört hat. Neben den aktuellen Geschehnissen erfahren wir auch bruchstückhaft etwas über Meilins Vergangenheit. Und dann gibt es auch noch die geheimnisvolle und gefährliche Magie des Drachengeistes, die schon im Klappentext erwähnt wird.
Ich habe die Geschichte sehr leicht und vor allem auch recht schnell gelesen. Nicht zuletzt Dank des angenehmen Schreibstils der Autorin. Das Buch hatte eine gute Sogwirkung und ich war durchweg gut unterhalten.

Stellenweise hat mir jedoch ein wenig der rote Faden in der Geschichte gefehlt. Die Geschichte nimmt teils ein recht schnelles Tempo an und wir bewegen uns von einer kämpferischen Auseinandersetzung zur nächsten. Dazwischen befanden sich immer wieder mysteriöse Erlebnisse der Protagonistin (über die ich nicht zu viel verrate, um niemanden zu spoilern). In Mitten des Geschehens hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Autorin den Blick für das große Ganze verloren hat. Dennoch bin ich gespannt auf die Fortsetzung!

Zuletzt noch ein Kompliment an die deutsche Übersetzung! Ich habe viele englischsprachige Rezensionen gelesen, in denen stark kritisiert wurde, wie die Namen und Begriffe in der Geschichte eine unauthentische Mischung aus chinesisch und englisch seien. In der deutschen Übersetzung ist davon nichts zu vernehmen. Alle englischen Begriffe wurden einheitlich ins Chinesische übersetzt, was das Leseerlebnis sehr angenehm gemacht hat.


Fazit 

Alles in allem ist "The Night Ends with Fire" ein Buch mit einer starken Protagonistin, wichtigen feministischen Botschaften, einer spannenden Story und Elementen der chinesischen Mythologie. Trotz einiger Kritikpunkte kann ich das Buch weiterempfehlen. Ich warte gespannt auf die Fortsetzung.

4 von 5 Sternen ★

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